Infrarot

Das versteckte Licht

Immer wieder schaut man gebannt auf Bilder, die vermittels Infrarotmaterial, besonders im Schwarzweißbereich, entstanden sind. Diese Bilder strahlen eine Anmutung aus, deren Wirkung sich der Betrachter kaum zu entziehen vermag.

Die Entwicklung des Verfahrens zur Herstellung solcher Bilder geht auf den Anfang der vierziger Jahre des vorigen Jahrhunderts zurück und diente ganz und gar nicht friedlichen Zwecken. Sollte doch dieses Aufnahmeverfahren im wahrsten Sinne des Wortes Truppen und Kriegsgerät enttarnen. (Tarnmaterial bestand damals meist aus Zweigen von Laubbäumen). Da frisches Blattgrün, besonders im Frühjahr, reich an Chlorophyll ist und Chlorophyll sehr stark infrarote Lichtwellen reflektiert, lag es nahe, ein Filmmaterial zu entwickeln, welches genau auf diesen elektromagnetischen Wellensbereich sensibilisiert ist.

Welkes, absterbendes Laub, des Chlorophylls verlustig, erscheint weniger gezeichnet auf dem Film und tritt auf dem anschließenden Abzug auf Fotopapier mit einem geringeren „Wood-Effekt“ auf. Somit war der Gegner schnell ausgemacht.

Da das Verfahren der SW-Infrarotfotografie seit Jahren unverändert ist, gebe ich hier einen Auszug aus meinem bebilderten Artikel, mit dem Titel: „ENTDECKEN SIE EINE NEUE WELT“ über die Infrarotfotografie wieder, der im Mai 1985, in der damals sehr weit verbreiteten Fotofachzeitschrift „FOTO populär“ erschienen ist und im Sonderheft von „FOTO populär“ 07/86, nochmals nachzulesen war:

Fotografieren im 720 – 900 Nannometer - Bereich

„Die besten Monate, für gelungene Infrarotaufnahmen, in unseren Breiten, sind Juni, Juli und mit Einschränkung noch der Monat August. Als Film kommt, neben dem Konica Infrared 750 nm, der „Kodak High Speed Infrared-Film 2481“ infrage. Letzterer besitzt keinen Lichthofschutz. Daraus resultiert der Wood-Effekt, das wunderschöne Überstrahlen der hellen Bildpartien. Für diesen Film eignen sich besonders spezielle Infrarotfilter, die nur Lichtwellen im Nannometerbereich von 740 bis ca. 900 passieren lassen. Keine normalen Rotfilter verwenden. Dadurch kommt sichtbares Licht, unter 700 Nannometer, mit auf den Film und erzeugt „Geisterbilder“. Die Kleinbildkamera sollte über eine manuelle Belichtungseinstellung verfügen. Die meisten Objektive haben eine IR Markierung (roter Punkt). Nach dem Scharfstellen auf das Motiv, diese Einstellmarkierung auf den IR Index stellen.

Der Film muss bei völliger Dunkelheit in die Kamera eingebracht werden und auch wieder bei völliger Dunkelheit entnommen werden. Vorher eingeschaltete Lampen müssen vor dem Handling mind. 3-4 Minuten abgeschaltet gewesen sein. Andernfalls findet noch existentes Infrarotlicht (ist ja für das menschliche Auge nicht sichtbar) Eingang in den Film und belichtet ihn unterschwellig. Die herausragende Filmzunge übernimmt die Rolle eines Lichtleiters. Sinnvoll ist es, mit Stativ zu arbeiten.

Die ASA Einstellung kann getrost vergessen werden. Zuerst wird das Zeitrad auf 1/125 Sekunde fest eingestellt. Dieser Wert wird nicht mehr verändert. An warmen Tagen und vormittags wird die Blende f=11 gewählt und an heißen Tagen und mittags/nachmittags sind die Blenden f=11/16 bzw. f=16 die richtige Wahl. Nach dem Scharfstellen, wie oben beschrieben, noch das IR Filter drauf und auslösen.

Die Filmentwicklung wird natürlich selbst in die Hand genommen. Als geeignete Entwickler boten sich für mich, neben einer Vielzahl, auf dem Markt befindlicher Negativentwickler, z. B. der ID 11 von Ilford bzw. der gleichwertige D-76 von Kodak an. Eingesetzt wird jeweils die Stammlösung. 11,5 Minuten für härtere Entwicklung und 9,5 Minuten für harmonischere Zeichnung, bei einem Kipprhythmus von 4 x 3 Sekunden alle volle Minute. Danach wie üblich Stoppen und Wässern. Der Entwicklungstank muss Lichtdicht sein. Vergrößern auf SW-Papier der Wahl, möglichst Grad. 3.“

Schlussbemerkung

Diese Vorgehensweise im Umgang mit der SW Infrarotfotografie beruht auf eigenen Tests, die ich in den Jahren 1984-1985 durchgeführt habe. Bis heute wende ich diese Einstellungen und Daten an. In den Folgejahren, nach 1985, sind eine ganze Reihe von Publikationen erschienen, die ähnliche Daten, aber auch stark abweichende Erkenntnisse vermittelten. Letztendlich ist der Erfolg wichtig, nicht der Weg dorthin.

Seit Photoshop CS3 ist es möglich, Infrarotbilder auch auf einfachem Weg digital zu erstellen. Nur fehlt diesen Bildern die Aura der filmisch geschaffenen, ist doch der "Woodeffekt" nicht so ausgeprägt.

Dieter WALTER


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